Kann man einen Messstellenbetreiber wechseln?
Inhaltsverzeichnis
Ein digitaler Stromzähler ist für viele Haushalte längst Alltag – doch kaum jemand weiß, dass man den Messstellenbetreiber frei wählen darf. Dabei kann sich genau das lohnen: Wer einen wettbewerblichen Anbieter beauftragt, bekommt oft schneller die modernste Technik, hat mehr Kontrolle über seinen Stromverbrauch und zahlt mitunter sogar weniger. Vor allem, wenn Sie eine Solaranlage mit Speicher nutzen oder planen, lohnt sich ein genauer Blick auf Ihre Optionen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie der Wechsel funktioniert, was zu beachten ist – und warum sich der Schritt zu einem neuen Messstellenbetreiber besonders in Kombination mit einem HEMS lohnen kann.
Um welche Immobilie handelt es sich?
Ist es möglich, den Messstellenbetreiber zu wechseln? Worauf muss man achten?
Ja, der Wechsel ist grundsätzlich möglich – und gesetzlich sogar ausdrücklich vorgesehen. Der sogenannte grundzuständige Messstellenbetreiber wird zwar automatisch vom Netzbetreiber gestellt, aber Sie als Anschlussnutzer dürfen einen wettbewerblichen Anbieter beauftragen. Der neue Messstellenbetreiber übernimmt dann Einbau, Betrieb und Wartung Ihrer Zähltechnik.
Wichtig ist dabei: Der Anbieter muss zertifiziert sein und alle technischen Anforderungen erfüllen. Bei digitalen Zählern muss es sich laut Vorschrift um ein intelligentes Messsystem handeln, das bestimmte Vorgaben zur Datensicherheit und Kommunikation erfüllt.
Punkt | Grundzuständiger MSB | Wettbewerblicher MSB | Relevanz beim Wechsel |
---|---|---|---|
Wird automatisch zugewiesen | ✅ | ❌ | Grundzuständiger MSB ist Standard |
Wechsel durch Anschlussnutzer | ❌ | ✅ | Wechsel jederzeit möglich |
Smart Meter verfügbar | meist verzögert | oft schneller | Vorteil für PV & Speicher |
Visualisierung von Verbrauch | eingeschränkt | meist per App & Portal | Ideal für HEMS |
Preisgestaltung | gesetzlich gedeckelt | individuell vereinbar | ggf. günstiger bei mehr Leistung |
Ein Wechsel ist besonders sinnvoll, wenn Sie zeitnah einen Smart Meter benötigen – etwa weil Ihre Solaranlage mit Speicher effizient gesteuert werden soll oder Sie dynamische Stromtarife nutzen möchten. Ohne intelligenten Zähler ist ein modernes Energiemanagement kaum realisierbar.
Was ist eigentlich ein Messstellenbetreiber und was sind seine Aufgaben?
Der Messstellenbetreiber ist dafür verantwortlich, dass der Stromverbrauch in Ihrem Haushalt korrekt erfasst und abgerechnet werden kann. Seine zentrale Aufgabe ist der Betrieb der Messstelle – also des Stromzählers. Dazu gehören der Einbau, die Wartung, der Austausch und die regelmäßige Datenübermittlung an Netzbetreiber und Stromversorger.
Messstellenbetreiber sind jedoch nicht mit Stromversorgern oder Netzbetreibern identisch. Sie bilden ein eigenes Glied in der Energiekette – oft im Hintergrund. Gerade deshalb lohnt es sich, den Anbieter bewusst auszuwählen. Denn moderne Messstellenbetreiber ermöglichen Ihnen nicht nur das bloße Ablesen des Verbrauchs, sondern bieten zusätzliche Funktionen: etwa die Überwachung des Stromflusses, die intelligente Steuerung von Verbrauchern oder die schnellere Einbindung Ihres Stromspeichers in ein HEMS.
Was ist der Unterschied zwischen grundzuständigen und wettbewerblichen Messstellenbetreibern?
Der grundzuständige Messstellenbetreiber (gMSB) wird automatisch vom jeweiligen Netzbetreiber gestellt. Für Haushalte ohne besondere Wünsche oder Anforderungen ist das der einfachste Weg – allerdings oft nicht der schnellste oder flexibelste. Denn der gMSB ist gesetzlich verpflichtet, nur schrittweise bis 2032 moderne Messsysteme einzubauen.
Wettbewerbliche Messstellenbetreiber (wMSB) hingegen sind private, unabhängige Anbieter, die ihre Dienste bundesweit anbieten. Sie können schneller Smart Meter installieren, individuelle Tarife anbieten und oft bessere Schnittstellen zu anderen Energiesystemen bereitstellen – ein echter Vorteil, wenn Sie bereits eine Solaranlage mit Speicher oder ein HEMS im Einsatz haben. Der Wechsel erfolgt dabei völlig legal und transparent, meist über ein Online-Formular.
Bieten wettbewerbliche Messstellenbetreiber mehr Vorteile? Wann lohnt sich ein Wechsel?
Ein Wechsel lohnt sich immer dann, wenn Sie mehr Kontrolle über Ihre Energieflüsse wünschen oder auf eine moderne Infrastruktur angewiesen sind – zum Beispiel bei der Nutzung eines dynamischen Stromtarifs. Denn dafür ist ein intelligentes Messsystem zwingend erforderlich. Auch beim Eigenverbrauch von Solarstrom mit Speicher spielt die präzise Erfassung und Steuerung der Energieströme eine zentrale Rolle.
Viele wettbewerbliche Anbieter bieten benutzerfreundliche Apps oder Webportale, mit denen Sie Ihren Stromverbrauch in Echtzeit analysieren können. So erkennen Sie Lastspitzen, optimieren Ihre Geräte-Nutzung und steuern gezielt nach. Wenn Sie derzeit noch einen klassischen Ferraris-Zähler nutzen, sollten Sie sich die Optionen zeitnah ansehen.

Welche Messstellenbetreiber gibt es in Deutschland und wer ist der größte Anbieter?
Neben den grundzuständigen Messstellenbetreibern wie E.ON, Westnetz oder Bayernwerk gibt es inzwischen zahlreiche unabhängige Anbieter am Markt. Diese Anbieter bieten oft Komplettpakete inklusive Smart Meter, Visualisierung und Wartung. Der größte unabhängige Messstellenbetreiber ist derzeit Inexogy mit über 250.000 installierten Geräten. Wichtig: Ein seriöser Anbieter muss im Marktstammdatenregister gelistet und beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert sein.
Wenn Sie wechseln möchten, müssen Sie lediglich Kontakt zum neuen Anbieter aufnehmen. Dieser übernimmt dann die Abstimmung mit Ihrem bisherigen Betreiber – inklusive Kündigung, Austausch und Inbetriebnahme des neuen Systems.
Gibt es Besonderheiten, wenn ich eine Solaranlage besitze?
Wenn Sie eine Solaranlage mit Speicher betreiben, ist ein intelligenter Zähler Pflicht. Nur so kann die Einspeisung korrekt bilanziert und die Eigenverbrauchsquote exakt ermittelt werden. Gerade bei Anlagen mit mehr als 7 kWp oder mit Stromspeicher ist der Einbau eines intelligenten Messsystems gesetzlich vorgeschrieben. Viele Netzbetreiber setzen die gesetzlichen Fristen eher spät um – ein wettbewerblicher Betreiber ist in der Regel deutlich schneller.
Darüber hinaus ermöglicht ein smarter Zähler zusammen mit einem HEMS die intelligente Steuerung Ihrer Stromflüsse. Sie können dann beispielsweise den Speicher gezielt laden, wenn der Strom besonders günstig ist – oder Verbraucher automatisch starten, wenn überschüssiger Solarstrom zur Verfügung steht.

FAQs
Wem gehört der Stromzähler im Haus?
Der Stromzähler gehört in der Regel dem Messstellenbetreiber – also entweder dem grundzuständigen oder dem von Ihnen gewählten Anbieter. Als Haus- oder Wohnungsbesitzer mieten Sie das Gerät lediglich. Die jährlichen Kosten für den Betrieb sind gesetzlich reguliert oder im Vertrag mit dem Anbieter festgelegt. Sollten Sie den Messstellenbetreiber wechseln, wird der Zähler ausgetauscht – der neue Betreiber bringt sein eigenes Gerät mit.
Wie finde ich heraus, wer mein Netzbetreiber/Messstellenbetreiber ist?
Die Informationen finden Sie entweder auf Ihrer Stromrechnung oder über die Online-Abfrage der Bundesnetzagentur unter netztransparenz.de. Alternativ können Sie auch den Verteilnetzbetreiber Ihres Wohnorts googeln – in vielen Fällen betreibt dieser auch die Messstelle. Wenn Sie bereits einen wettbewerblichen Anbieter beauftragt haben, sollte dessen Name auf Ihrer Jahresabrechnung stehen.
Kann ich den Einbau eines digitalen Stromzählers ablehnen?
Nur bedingt. Wenn Sie eine moderne Solaranlage oder einen Stromspeicher besitzen oder die Grenze von 6.000 kWh Jahresverbrauch überschreiten, sind intelligente Messsysteme vorgeschrieben. In anderen Fällen kann der grundzuständige Messstellenbetreiber zwar ein modernes Gerät einbauen – Sie dürfen diesen Einbau dann aber unter Umständen ablehnen. Spätestens 2032 soll laut Gesetz jeder Haushalt über einen digitalen Zähler verfügen. Wer jetzt freiwillig auf einen modernen Anbieter wechselt, ist oft schneller und flexibler versorgt.