Heizung ohne Strom – sinnvoll oder überholt?
Inhaltsverzeichnis
Heizen ohne Gas und Strom – vor knapp 100 Jahren war das der Normalfall. Holz- und Kohleöfen waren die Hauptwärmequellen in Haushalten. Heute hat sich die Situation um 180 Grad gedreht. Kohle ist verpönt, Holz ist umstritten und selbst Gas ist als Wärmequelle rückläufig. Die Zukunft gehört erneuerbaren, strombasierten Heizsystemen wie Wärmepumpen und Solarenergie. Aber ist eine Heizung ohne Strom wirklich so überholt, wie immer behauptet wird, oder gibt es doch noch Szenarien, in denen sie sinnvoll sind? In diesem Blogbeitrag erfahren Sie es.
Heizmethoden ohne Strom
Welche Optionen gibt es überhaupt, um zu heizen?
- Gasheizungen: Gasheizungen sind in vielen Bestandsgebäuden noch weit verbreitet, stehen jedoch aufgrund ihrer CO₂-Emissionen zunehmend unter Druck. Mittelfristig werden auch sie verschwinden, aber als Übergangslösung (z.B. mit Biogas) können sie noch einige Jahre betrieben werden.
- Holzheizungen: Zeitlos und mit einem Hauch von Romantik versehen, ist das Heizen mit Holz nach wie vor eine interessante Option. Neben dem klassischen Kaminofen gibt es Kachelöfen, die die Wärme lange speichern und Pelletöfen, die mit oder ohne Strom funktionieren.
- Kohleheizungen: Definitiv ein Auslaufmodell sind Kohleheizungen. Sie kommen so gut wie kaum noch vor und sind, wenn dann, in Häusern zu finden, die über 60 Jahre alt sind.
- Ölheizung: Ölheizungen sind insbesondere in älteren Gebäuden noch zu finden, sind aber insbesondere vor dem Ziel der ambitionierten Klimaziele eine aussterbende Art. Nicht nur ihr umweltschädlicher Ruf, auch die steigenden Ölpreise führen dazu, dass sie zunehmend durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt werden.
Um welche Immobilie handelt es sich?
Gibt es überhaupt zulässige Alternativen zum Heizen mit Strom?
Spätestens bis zum Jahr 2045 müssen alle Heizungen vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Bis dahin müssen Millionen Haushalte ihre Heizsysteme umrüsten. Das kostet Geld und bereits seit 2024 muss jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Dieses „Heizungsgesetz“, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), hat das Ziel, den CO₂-Ausstoß im Gebäudesektor zu senken.
Folglich ist es bei Neubauten nicht mehr möglich, auf klassische Heizsysteme wie Kohle oder Öl ohne Strom zurückzugreifen. Sie müssen grundsätzlich mit erneuerbaren Energien beheizt werden. Holzöfen sind aber nach wie vor eine Option.
Bei Bestandsgebäuden sieht es anders aus. Hier gibt es einiges mehr an Möglichkeiten. Wenn Sie eine alte Öl- oder Gasheizung austauschen wollen, stehen Ihnen mehrere Optionen offen. Zum einen sind es Heizsysteme, die auf erneuerbaren Energien basieren, wie Wärmepumpen oder Pelletheizungen. Wenn Sie noch nicht komplett auf erneuerbare Energien umsteigen können, gibt es auch sogenannte Hybridheizungen, bei denen mehrere Wärmeerzeuger kombiniert werden. Zum Beispiel die Kombination aus einer Gasheizung und einer Wärmepumpe. Die Gasheizung springt ein, wenn die Wärmepumpe bei sehr niedrigen Außentemperaturen nicht ausreichend arbeitet.
Sie können auch eine Gasheizung mit einer Solarthermieanlage kombinieren. Die Solarthermie liefert einen Großteil der Warmwasser- und Heizungsenergie, die Gasheizung stellt an etwa an trüben Tagen die restliche Energie zur Verfügung.
Die Unabhängigkeit von Strom – ein Vorteil?
Die Strompreise steigen konstant, wodurch viele dem Umstieg auf auf Strom basierenden Heizsystemen kritisch gegenüberstehen. Aber alternative Heizformen sind meist nicht günstiger. Tatsächlich stammen 58,4 % der 121,5 Milliarden Kilowattstunden des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen. Aus gutem Grund, denn Öl und Gas sind noch teurer. Das Argument, dass eine Heizung ohne Strom den eigenen Geldbeutel unabhängig vom Strompreis macht, zieht also nur bedingt.
Ein Liter Erdöl wird von einer Ölheizung in rund 10 Kilowattstunde Wärmeenergie umgewandelt. Dementsprechend benötigt man in einem Einfamilienhaus mit einem Wärmeenergiebedarf von 18.000 kWh rund 1.800 Liter Heizöl. Bei einem Preis von ca. 110 Euro pro 100 Liter ergeben sich Kosten von ca. 165,- Euro pro Monat. Heizt man mit Gas, liegt der monatliche Preis bei knapp 135,- Euro. Nimmt man die gleiche Rechnung für eine Pelletheizung vor, ergeben sich Kosten von knapp 100,- Euro pro Monat. Auf einen ähnlichen Wert kommt man bei einer Wärmepumpe, deren Stromverbrauch nicht zu unterschätzen ist.
Ein Kamin oder Kachelofen schafft eine Wohlfühlatmosphäre, erwärmt aber meist nur ein Zimmer – das ist weder effizient noch besonders klimafreundlich. Auch ist das zusätzliche Heizen mit Holz im Einzelofen in der Regel teurer und umweltbelastender als die Wärme der Zentralheizung.
Wie nachhaltig sind Holz, Kohle & Co.?
Auch der Nachhaltigkeitsaspekt ist ein nicht zu verachtender Gesichtspunkt bei der Überlegung, welche Heizungsform man nutzen will. Kohle hat einen sehr hohen CO₂-Ausstoß, weshalb sie mittlerweile in vielen Ländern durch Umweltvorschriften eingeschränkt ist. Auch das Heizen mit Holz ist nicht die sauberste Energieform, schließlich werden CO₂ und Feinstaub freigesetzt.
Öl und Gas sind fossil und daher auf lange Sicht wenig nachhaltig. Gerade Öl setzt beim Verbrennen CO₂ und andere Schadstoffe frei. Mittelfristig kann ein Umstieg auf Biomasseöl oder grünes Gas helfen, die eigene Heizsituation nachhaltiger zu gestalten.
Notheizung ohne Strom
Wer aufgrund unterschiedlicher Unsicherheiten wie globalen Herausforderungen oder der Bedrohung durch Blackouts nach einer Notheizung ohne Strom sucht, hat unterschiedliche Optionen. Die praktikabelsten stellen Holzöfen dar. Je nach Modell beginnen die Preise dafür bei 500,- Euro. Allerdings ist Brennholz eine mitunter teure Ressource und durch den entstehenden Feinstaub kann der Betrieb in städtischen Gebieten problematisch sein.
Ein Pelletofen kostet zwischen 2.000 und 5.000,- Euro und nutzt kleine, zylindrische Presslinge, aus Sägespänen oder Holzresten. Diese Systeme benötigen nur wenig Strom und bieten eine gute CO₂-Bilanz.
Wenn Sie weiterhin überwiegend mit fossilen Brennstoffen wie Gas oder Öl heizen, müssen Sie langfristig mit steigenden Heizkosten rechnen. Da diese Brennstoffe endlich sind, wird mit sinkenden Vorräten der Preis auf dem Markt steigen. Auch die CO₂-Steuer sorgt dafür, dass Öl und Gas langfristig teurer werden. Wenn Sie neu bauen, haben Sie seit 2024 ohnehin keine andere Option.
Auch wenn es für Bestandsbauten noch einige Jahre eine Übergangsfrist gibt, wird es kurzfristig schwierig, ohne Gas oder Strom zu heizen. Mittel- bis langfristig dürften auch Gasheizungen eine aussterbende Art sein.
Wer sich unabhängig machen möchte, sollte auf die Wärmepumpe umsteigen. Insbesondere in Kombination mit einer PV-Anlage lässt sich das eigene Zuhause günstig heizen. Als praktikable Notheizung ohne Strom bieten sich klassische Kachelöfen oder Pelletheizungen an.